Nilius Pfunda ist der Besetzungschef des Ensembles. In das spezifische Anforderungsprofil an die Musiker:innen fällt, dass die im Übezimmer verbrachte Zeit zur in der Kantine in keinem größeren Verhältnis als 2:1 stehen darf. Der tägliche Kaffeekonsum sollte eine Menge von 972ml (4 Tassen) nicht unterschreiten und das Hochschulfoyer muss am Tag mindestens sechsmal durchquert werden. Herr Pfunda zwingt uns in einer für Kammermusik eigentlich vollkommen untauglichen Besetzung zusammenzuspielen. Streicher müssen laut und tief spielen, Blechbläserinnen leise und hoch, singen muss man und Klarinette ist auch noch dabei. Von den Gagen sehen wir nie etwas, aber manchmal dürfen wir die Mark für den Einkaufswagen behalten.
Unter diesen Umständen geht es uns ganz gut.
Emilia Suchlich
Es heißt ja schon in Grimms Märchen: "Wer immer nur das spielen möchte, was er will, der muss sich was überlegen."
Und so betrug es sich zu der Zeit, dass ein Gebot des Kaisers Augustus mich von meiner Pflicht, Grundton und Schnättereteng zu spielen, befreite. Ich fragte meine Freunde und sie kamen, ein jeder an sein Pult. Und sie spielten glücklich bis an ihr Projektende.
MfG Emilia Suchlich
ehem. Studentin von Prof. Matthias Höfs / Alumna der Studienstiftung des deutschen Volkes
Eva Wetzel
Obwohl sie aus den wirklich allertiefsten Untiefen der südthüringischen Gefilde entstammt, ist Eva die mit dem ausländischsten Studienabschluss (Yale) unter uns. Sie hat es also quasi ganz nach oben geschafft, was besonders bei ihrer Körpergröße beachtlich ist. Aufgrund dieser ist ihre Wahl vermutlich auf die - im Vergleich zu anderen Instrumenten - eher kleine Geige gefallen, die sie dafür umso größer zum Klingen bringt.
Studentin von Prof. Tanja Becker-Bender / Stipendiatin der Claussen-Simon Stiftung
Till Schuler
Wir waren auf der Suche nach jemandem mit Händen, groß genug um ein Cello zu bedienen, als wir Till nach einem Konzert im örtlichen Kegelclub fanden. Als beurlaubter Angestellter der Augsburger Puppenkiste war er dort hinter den Bahnen dafür zuständig, die Kegel an den Schnüren wieder aufzurichten. Wir haben ihm dann diese Tür (von hinter den Bahnen) geöffnet und ich denke, darüber waren beide Parteien sehr froh! Weil man sich gern von seiner guten Laune und Energie anstecken lässt, gibt es häufig Streit, wer neben ihm stehen darf. Zur Schlichtung dessen veranstalten wir jetzt vor den Konzerten immer ein Schnick-Schnack-Schnuck-Turnier.
Student von Prof. Jean-Guihen Queyras / Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes / DMW-Preisträger mit dem Trio E.T.A. 2021
Felicia Kern
Jedes Ensemble braucht eine erwachsene, verantwortungsvolle Person, die etwas Distanz zu den Problemen der Jugend hat und die Dinge mit der notwendigen Souveränität und Erfahrung betrachten kann. Bei Hitze, Kälte und zu später Probenstunde hält sie die Stimmung oben und beruhigt alle Anwesenden mit ihrer Art und ihrem warmen Klang.
Klarinettistin der Hofer Symphoniker
Carlotta Brendel
Carlotta Brendel ist die am häufigsten und immer gern gesehene Person bei Projekten aller Art, weil sie einfach wahnsinnig gut zu begeistern ist. Egal was für Töne man ihr in die Noten schreibt, sie kann sie immer noch eine Oktave tiefer spielen. In Sachen Bekanntheitsgrad ist sie allen anderen Jahre voraus seit 2020 in ihrem Heimatort eine Straße, genauer gesagt eine Treppe nach ihr benannt wurde, die Brendel-Wendeltreppe. Hammer, oder?
Studentin von Prof. Eckart Hübner / Solofagottistin im Philharmonischen Orchester Regensburg
Anna Koch
Wer aus dem Thüringer Wald kommt, muss sich offensichtlich auch instrumententechnisch am Baum orientieren. Anna hat in ihrem Aufnahmeverfahren in erster Linie an der Kaffeetasse überzeugt, in puncto Humor waren es glatte 10/10 Punkte und klangtechnisch hat sie sich tatsächlich sehr klar vom Baum abgehoben. Aufgrund ihrer herausragenden Fertigkeiten im Notenkleben wurde sie 2012 mit dem Goldenen Tesafilm Vollersroda (Altersgruppe 3) ausgezeichnet.
Kontrafagottistin am Staatstheater Nürnberg
Steffi Disser
Was tut man, wenn Holz besetzt werden muss, aber rein optisch Blech einfach besser ins Bild passt? Richtig, eine Flöte! Auch menschlich betrachtet, braucht jedes Ensemble eine Steffi: eine ruhige Seele mit top eingerichteten Noten, einem Klang zum Dahinschmelzen und immer guter Laune.
Studentin von Prof. Christina Fassbender an der UdK Berlin
Felix Hielscher
Der Mann mit den Albatros-Armen, langt nicht nur in die Taste, sondern auch am Buffet gut zu. Auf physiotherapeutisches Anraten hin variiert sein Platz auf der Bühne, damit sein Nacken entlastet wird. Um seinen organistischen Fertigkeiten gerecht zu werden, geben wir ihm immer mal wieder ein anderes Instrument, damit er sich ganz seiner Natur ausleben kann.
Lehrauftrag beim Staats- und Domchor Berlin
Pauline Herold
Pauline ist das Herz der Gruppe. Und da bekanntlich Herz und Magen in engem Zusammenhang stehen, koordiniert sie als kulinarische Beauftragte das Wohlergehen jedes Einzelnen. Alle Sorgen, die nach dem Essen noch bestehen, verfliegen im Nu, wenn man sie geigen hört.
Studentin von Prof. Ulf Schneider an der HMTM Hannover / Stipendiatin der Deutschen Stiftung Musikleben / Akademistin des NDR Elbphilharmonie Orchesters
Stefania Secci
Stefania Secci überschreitet mit ihrem Instrument bei Weitem die zum normalen Leben tauglichen Koffermaße und erschwert damit stark den Transport. Dieses Manko schlägt sie aber wieder heraus, indem sie die Erwartungen an die spielerische Geschwindigkeit eines handelsüblichen Bassisten weit übertrifft. Ihre Heimatstadt ist das schöne Kons(ch)tanz und so stellt sie als Quasi-Schweizerin zudem die europäische Erweiterung des Ensembles dar. Sie verdient von allen das meiste Geld, da sie ihre Basshülle zu an den Hamburger Wohnungsmarkt angepassten Preisen an die anderen Musiker:innen zum Schlafen vermietet.
ehem. Studentin von Prof. Dominik Greger / Alumna der Franz-Wirth-Gedächtnis Stiftung / Zeitvertrag im WDR
Elisabeth Schneider
Da Geigen im Orchester meist verhältnislos viele Töne zu spielen haben, wurde Elisabeth Schneider aus den ersten 15 Minuten von music outside the box herausrationalisiert. Damit ist sie die vermutlich erste Geigerin, die pro Note genauso viel Gage erhält wie die Trompeterin. (Wenn nicht sogar mehr, da die Trompete soviel zu tun hat, dass man meinen könnte, sie müsste etwas kompensieren.) Diese Rechnung wird noch drastischer, wenn man bedenkt, dass ihre Stimme normalerweise von 12 Personen gespielt wird. Gehen wir also von 5 Cent pro Ton aus, wären das bei ca. 2000 Noten (pro Stunde) mal 12 gleich 1200 Euro Gage …hamwer nich. Aus Gründen wurde Elli auf das Standardhonorar heruntergehandelt. Schlechtes Geschäft für sie – weniger Töne für uns.
ehem. Studentin von Prof. Elisabeth Weber / Akademistin der Kammerakademie Potsdam / Geigerin bei den Augsburger Philharmonikern
Joseph Rauch
Joseph Rauch ist in erster Linie aufgrund kulinarischer Qualitäten Mitglied des Ensembles. Zum Einen ist er für die Versorgung der anderen Musiker:innen mit Backwaren und Käsespätzle zuständig. Zum Anderen sorgt er dafür, dass auf dem Fenstersims des Stimmzimmers immer ein Kasten kaltes bayrisches Bier steht.
Auf der Bühne ist Joseph vor allem für Musik von Komponist:innen zuständig, die noch nicht tot sind. Das hat den einfachen Grund, dass er der Einzige ist, der keine Angst vor dem Groll eben jener hat.
ehem. Student von Szabolcs Zempléni / Hotnist im Beethoven-Orchester Bonn
Judith Gerhardt
Niemand (also wirklich niemand) weiß, warum eine Oboe mitmachen darf. Schon allein das Instrument ist Bläsern (Warum nehmen die das Mundstück in den Mund?) wie auch Streichern (Warum haben die so viel Blech an dem Holz?) eher suspekt. Hinzu kommt, dass sie durch ihre sehr geringe dynamische Bandbreite für Kammermusik eigentlich höchst ungeeignet sind.
Judith Gerhardt ist (bislang) die einzige Person des Ensembles, die den Irrweg in das brotlose Musikerleben bis an das Lebensende erkannt und einen ordentlichen Berufsweg eingeschlagen hat.
Instrumentalpädagogin / studiert Stadt- und Regionalplanung an der TU Berlin